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30.10.25-13.11.25 | Asmara Afrika heimliche Hauptstadt der Moderne

Reisebericht Asmara Afrika

Eine lange vorbereitete Reise. 2020 als BSA- Reise geplant, rekognosziert, dann pandemiebedingt abgesagt und später vom Vor- stand nicht weiter verfolgt. Die Route blieb jedoch vollständig vorbereitet. Dank Ruggero Tropeano und dem Kontakt zu Medhanie Teklemariam, Project Controller des Asmara Heritage Project, konnten wir sie nun realisieren und nach Jahren des Wartens endlich antreten. Reisen wie im Mittelalter. Schon das Einho- len der Visa verlangt Geduld, Nerven und Hartnäckigkeit. Das Einreiseprozedere zieht sich über mehrere Schalter und Formulare. Nach langem Hin und Her erhalten wir den Einreisestempel. Ein Teil des Gepäcks fehlt. Yohana holt uns ab und bringt uns ins Albergo Italia, das älteste Hotel Asmaras. Fliessendes Wasser ist vorhanden, Internet fehlt. Ein nahegelegenes Café bietet sporadisch funktionierendes WLAN und wird zur digitalen Schnittstelle zur Aussenwelt. Der erste Stadtspaziergang führt uns durch »Arbate Asmera«, den Ursprung der Stadt. Legenden erzählen von Frauen, die verfeindete Dörfer versöhnten und eine Gemeinschaft schufen. Wir wandern durch Aba Shawl, das indigene Viertel ohne fliessendes Wasser und Kanalisation, geprägt von intensivem Gemeinschaftsleben. Der Medebar- Markt offenbart eine einzigartige Recyclingkultur. In offenen Werkstätten entstehen aus Altmetall, Plastik und Restmaterial neue Öfen, Töpfe, Werkzeuge und Alltagsgegenstände. Nach dem Mittagessen besuchen wir Degghi Selam und Enda Mariam, die orthodoxe Kathedrale, und schliessen im Villaggio Azzurro, einem Ort zwischen kolonialer Inszenierung und absurder Ironie. Der Sonntag steht im Zeichen des »Italia del geometra«. Wir folgen der historischen Eisenbahn nach Nefasit. 900 Meter Gefälle, 21 Tunnels, präzise Ingenieurskunst in steiler Topografie. Am Nachmittag Fahrt nach Keren. Der Landschaftswechsel ist markant. Von 2’400 auf 1’400 Meter. Die Hitze steigt, die Vegetation verändert sich. Strohgedeckte Rundhütten, Baobabs und mächtige Felsformationen prägen das Bild. Wir besichtigen einen Hudmo aus Olivenholz, Stein und Erde sowie einen Agdo mit konischem Strohdach. Der Wochenmarkt zeigt Handel als Ritual. Ochsen ziehen Pflüge, Dromedare knien, Händler prüfen Zähne und Hufe, ein Handschlag besiegelt das Geschäft. Marktfrauen sitzen vor leuchtenden Tomaten, Salat und Obst. Die Art-Deco-Bauten von Keren spiegeln koloniale Repräsentation und architektonische Selbstinszenierung. Architektur wird zum Ausdruck gesellschaftlicher Hierarchie. Weiterfahrt über Asmara zum Roten Meer. Die Strasse mit 2’500 Metern Höhenunterschied und unzähligen Kurven gilt als technische Meisterleistung von 1935/36. Massawa, historischer Hafen, auf zwei Inseln errichtet, nach dem Erdbeben von 1921 in Korallenkalkstein wiederaufgebaut, bewahrt sein arabisch-orientalisches Erscheinungsbild und eine stille Würde. Bootsfahrt zur Green Island und zum Strand von Gurgusum. Einfache Infrastruktur, ruhige Atmosphäre, kurzer Stillstand im Rhythmus der Reise. Rückfahrt entlang der Eisenbahnlinie. Besichtigungen von Brücken, Bahnhöfen und Thermalruinen. Weiter nach Dekemhare, der »Piccola Milano«, einst wichtiges logistisches Zentrum der Kolonie, geprägt von spontaner Verdichtung und funktionaler Architektur. Besuch von Qohaito und prähistorischen Felsmalereien. Darstellungen von Tieren, Menschen und geometrischen Formen zeugen von frühen Kulturen. Rückfahrt durch das Sequoia Valley zur Ficus Daaro Sycamore, Nationalsymbol Eritreas. Stadtrundgänge durch »Piccola Roma«, Piazza Italia, Cinema Impero, Kathedrale, Teatro Asmara. Besuch des Fiat Tagliero und der Officina Garage Fiat. Gebäude werden zu Trägern politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bot- schaften. Zum Abschluss Rundfahrt durch die postkoloniale Stadt entlang Mezzèdimis Masterplan. Neue Vororte, kontrollierte Expansion, ruhige Wohnquartiere mit funktionaler Infrastruktur und verankerter lokaler Kultur. Abschied von unseren Gastgebern. Fahrt zum Flughafen. Rückreise über Istanbul nach Zürich.

24.11.25, Thomas Meyer-Wieser